ein Zusatztermin für das posaunale Programm:
Atomgeschichten, Filme & Posaune
Ein Abend von und mit Claus Biegert, im Dialog mit Sebi Tramontana an der Posaune.
Claus Biegert initiierte 1992 die Weltkonferenz World Uranium Hearing in Salzburg und gründete im Ergebnis dieser Konferenz zusammen mit Christa Lubberger und Franz Moll den Nuclear-Free Future Award, der seit 1998 jährlich vergeben wird. Biegert verfasste neben seinen Arbeiten über indianische Völker weitere Schriften zu Umweltthemen sowie Manuskripte für Radiosendungen und Fernsehdokumentationen, bei denen er auch Regie führte. Er schreibt für die populärwissenschaftliche Zeitschrift natur+kosmos, unterrichtet an der Deutschen Journalistenschule in München und gehört dem Beirat der Gesellschaft für bedrohte Völker an.
Sebastiano „Sebi“ Tramontana ist ein italienischer Posaunist des Avantgarde Jazz und der improvisierten Musik. Seit 1999 tourte Sebi Tramontana häufig durch Deutschland und Österreich und arbeitete unter anderem mit dem Schauspieler und Fernsehautor Udo Wachtveitl zusammen.
2017 schrieb Rita Baedeker für die SZ über Claus Biegert: „Es ist ein apokalyptisches Szenario, mit dem sich der Autor und Aktivist Claus Biegert seit ein paar Jahrzehnten intensiv beschäftigt, ein Thema, das ihn nicht loslässt, auch weil es in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird: der Abbau von Uran, beispielsweise in den US-amerikanischen Bundesstaaten Arizona und New Mexico, aber auch in anderen Regionen der Erde. Anlass, für Biegert, sich mit der tödlichen Gefahr zu beschäftigen, war eine Konferenz der Vereinten Nationen im Jahr 1977, bei der eine Abordnung der Indianer Nordamerikas gegen die Ausbeutung ihrer Bodenschätze und die Zerstörung ihrer Kultur protestierten. Bei dieser Gelegenheit traf Biegert eine junge Indianerin, Winona LaDuke, die als erste das Thema Uranabbau auf indianischem Land und dessen gesundheitliche Folgen zur Sprache brachte. „Ihre Aufforderung, das Drama zu benennen und an die Öffentlichkeit zu bringen, führte dazu, dass ich mich auf das Thema konzentriert habe“, sagt Biegert. Richtig greifbar sei das Ganze aber erst nach dem Atomunfall von Tschernobyl geworden. Erst da befasste man sich mit jenen Menschen, die andauernder Strahlendosis ausgesetzt sind, krank werden und daran sterben. Doch die Gefahr, die auch der fortgesetzte Abbau mit sich bringe, werde damals wie heute konsequent verschwiegen. Was Biegert im Laufe der Jahre zusammengetragen hat an Geschichten und Schicksalen, ist Gegenstand des Programms. „Kern, Spaltung, Macht, Sünde“ lauten die Stichworte der „Atom-Geschichten“, die Biegert erzählen wird. Sie handeln von Ohnmacht, Tod und einer Mauer des Schweigens. „Es gibt keine Navajo-Familie, die nicht einen Angehörigen an den Krebs verloren hat“, sagt Biegert. Meist wurden den Indianern Reservate zugewiesen, die für die weißen Siedler wenig begehrenswert erschienen. Später fand man gerade dort große Vorkommen an Bodenschätzen. Schätzungsweise mehr als die Hälfte der Uranvorkommen der USA lagert im Boden der Indianer. Uran, so Biegert, werde aber auch in Australien abgebaut und an alle Welt geliefert; dort seien vor allem die Aborigines betroffen. „Die Geschichte des Urans ist eine indianische Geschichte“, sagt Biegert. Die erste Atombombe der Menschheit wurde in einer Forschungsstadt bei Los Alamos unter dem Decknamen „Manhattan Project“ entwickelt. „Das Los Alamos National Laboratory“ erstreckt sich über 43 Quadratmeilen – Land der Tewa aus den Pueblos San Ildefonso und Santa Clara, die ihre heiligen Stätten nicht mehr betreten können: „Die indianischen Gebetsplätze sind entweder abgesperrt oder radioaktiv verseucht“, schreibt Biegert auf der Website von Denkmalfilm TV. Einer der heiligen Orte sei das Bild von Avanyu, der Wasserschlange, in den Fels gehauen, lange bevor die Europäer kamen. Die Schlange sei die Hüterin der Quellen: Wer das Wasser zerstöre, müsse mit ihrer Rache rechnen. Längst sei das Grundwasser verseucht. Die Warnungen der Indianer würden aber nicht beachtet, mahnte er. Und erzählt von alten indianischen Mythen, von Bergen und Quellen, die mit einem Tabu belegt sind. „Die wussten schon lange um die Gefahr.“