On Remote Control 2

20. März – 14. Juni 2015

Luis Berríos-Negrón
Thomas Galler
Oliver Hartung
Eric van Hove
Philipp Messner
Andreas Neumeister
Nira Pereg
Sharon Ya’ari

<p>Sharon Ya´ari, <em>Family,</em> 2012</p>

Sharon Ya´ari, Family, 2012

Der zweite Teil des Ausstellungsprojekts On Remote Control widmet sich in einer neuen Zusammenstellung von acht Künstlerinnen und Künstlern dem arabischen Raum, um die Vielschichtigkeit des Themas weiter auszuarbeiten und neue Aspekte, Positionen und Regionen in den Vordergrund zu stellen. Während die erste Etappe stärker das Thema militärischer und sozialer Auseinandersetzungen behandelte, stehen nun zivile, kulturelle und wissenschaftliche Einflüsse zwischen einer westlich und arabisch geprägten Welt im Fokus.
In Zeiten fortschreitender Globalisierung rücken fremde Lebensarten nicht nur näher, sondern verschwimmen im alltäglichen Dasein mehr und mehr im jeweils anderen Kontext. Die feinsinnigen und subtilen Übergänge verschiedener Kulturen resultieren all zu oft in einem skeptischen Blick auf die Ferne, der auf eingespielte Lesarten und Deutungsmuster vertraut. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen deshalb Theorie und Praxis bestimmter Vorstellungen, die in den gezeigten Arbeiten neu ausgerichtet werden.
Sowohl Luis Berríos-Negrón, als auch Eric van Hove verbinden in ihren Positionen Folklore mit Hightech und entziehen damit aufgeladenen Themen ihre Deutung ins Volkstümliche oder Naive. Das Monopol des Westens auf wissenschaftlichen Vorsprung und die gleichzeitige Definitionsgewalt über Technik und Forschung wird in eine gegenseitige Einflussnahme und Stimulation gekehrt. Divergierende Ansichten von Wert und Werthaftigkeit, unterschiedliche Vorstellungen von Exklusivität und Handwerk und der westliche Anspruch auf Nüchternheit werden in umfangreichen Installationen einer neuen Perspektive unterzogen.
Berríos-Negrón stellt dabei die zentrale Frage, wie viel wir sehen müssen, um etwas zu glauben. Eine Frage, die nicht nur in der Wissenschaft relevant ist, sondern viel mehr symptomatisch für die Auseinandersetzung zwischen Fremde und Vertrautheit ist.
Nira Pereg nimmt sich deren Beantwortung auf zwei unterschiedlichen Ebenen an. Einerseits demonstriert sie in ihrer Videoarbeit eine Koexistenz zweier Religionen, deren Realisierbarkeit durch die vorherrschende Medienberichterstattung kaum mehr denkbar zu sein schien, andererseits verdeutlicht die Künstlerin die Gemeinsamkeit der Religionen, ihren Glauben durch Dekor und Ausstattung sichtbar zu machen, um ihn erfahren zu können.
Sharon Ya’ari und Oliver Hartung formulieren in ihren fotografischen Arbeiten den Kontrast eines Festhaltens an Erinnerungen und dem gleichzeitigen Drang nach Beständigkeit und Fortschritt. Zwischen Fatalismus und Zuversicht, die sich sowohl im Medium der Fotografie als auch in den gezeigten Motiven manifestieren, untersuchen beide Künstler die Möglichkeit, Bilder einer Wirklichkeit zu schaffen, die über das Tagespolitische hinausgehen und gleichzeitig ein Scheitern daran implizieren. Das Bewusstsein einer permanenten Veränderung wird greifbar, und etwas Zeitloses von „zu spät“ oder „noch nicht“ bestimmen das Timing der Arbeiten. Aus diesem Grund richten einige Arbeiten ihren Fokus auch auf die mediale Deutungsgewalt und deren weitreichende Einflüsse. Andreas Neumeister, der bereits in der ersten Ausstellung mit Text und Bild auf die Dominanz der Tagesberichterstattung aufmerksam machte, vertieft seine Auseinandersetzung mit dem Thema und betont die folgenschwere Aneignung bestimmter wiederkehrender Muster in den Nachrichten.
Die präsentierten Konstruktionen von Philipp Messner erweitern Neumeisters Ansatz in den dreidimensionalen Raum. Mit seinen Modellen und ihrer formalen Ausführung pointiert der Künstler die Vergegenständlichung bestimmter Ereignisse, und deckt dabei Strukturen und Verbindungen auf, die in ebenjenem Wiederholen einseitiger medialer Bilder ignoriert werden.
Die verführerische Kraft der Vereinfachung von Kontexten und das Festhalten an greifbaren Fakten wird in dem Zusammenspiel der Arbeiten aus verschiedenen Positionen verweigert. So taucht auch der Zürcher Künstler Thomas Galler ein weiteres Mal auf, und verbindet die Demonstration visueller Erkennungsmuster mit dem bereits bei Eric van Hove auftauchendem Spannungsfeld der unterschiedlichen Wertigkeit industrieller Güter.
In On Remote Control 2 stehen Ideen im Mittelpunkt, die sich der tatsächlichen Erfahrung entziehen, deren Manifestationen dabei aber zwei gegensätzliche Implikationen aufweisen: Einerseits das Misstrauen gegenüber einer Fremde, die wir nur stichpunktartig nachvollziehen können und deswegen auf andere Quellen zurückgreifen, andererseits der Widerstand Vorstellungen anzuerkennen, die wir nicht erleben können und gerade deswegen einen hohen Grad an Spielraum einfordern.
Mit detaillierter Muße, feinsinnig und verwobenen Erzählungen, formulieren die gezeigten Arbeiten einen möglichen Ort für eine solche Auseinandersetzung.

<p>Oliver Hartung, <em>Miyaneh, Iran,</em> 2011, aus: The Arabian Monument</p>

Oliver Hartung, Miyaneh, Iran, 2011, aus: The Arabian Monument

<p>Plakatierung in der Einfahrt, Wechsel von <em>On Remote Control </em>1 zu <em>On Remote Control</em> 2</p>

Plakatierung in der Einfahrt, Wechsel von On Remote Control 1 zu On Remote Control 2

<p>Luis Berríos-Negrón bei seiner Lecture-Performance am Eröffnungsabend.</p>

Luis Berríos-Negrón bei seiner Lecture-Performance am Eröffnungsabend.

<p>Hängung von Sharon Ya´ari´s <em>Lake Galilee</em> Print. Foto: Lene H.Pedersen</p>

Hängung von Sharon Ya´ari´s Lake Galilee Print. Foto: Lene H.Pedersen

<p>vlnr: Philipp Messner, Oliver Hartung, Sharon Ya´ari</p>

vlnr: Philipp Messner, Oliver Hartung, Sharon Ya´ari

<p>Thomas Galler: Arab Air Max, 2015</p>

Thomas Galler: Arab Air Max, 2015

<p>Die Filmprojektion von Luis Berrios-Negron wurde ermöglicht mit der Unterstützung durch die Zürcher Hochschule der Künste, FSP Transdisziplinarität. Danke!</p>

Die Filmprojektion von Luis Berrios-Negron wurde ermöglicht mit der Unterstützung durch die Zürcher Hochschule der Künste, FSP Transdisziplinarität. Danke!

<p>Laraki V12 by Erik van Hove</p>

Laraki V12 by Erik van Hove